Stress im Kindesalter
Was ist Stress ?
Nicht nur Erwachsene fühlen sich den steigenden Leistungsanforderungen und dem Termindruck im Alltag nicht mehr gewachsen. Auch Kinder und Jugendliche stecken zunehmend in der Stressfalle: durch Klassenarbeiten, Klavierunterricht, Konflikte mit Familie oder Freunden oder mediale Reizüberflutung.
Stress ist an sich nichts Negatives: Der Körper mobilisiert seine Kraftreserven, um über sich hinauszuwachsen und kritische Lebenssituationen zu meistern. Werden die Probleme gelöst, können wir nach der Anspannung wieder entspannen und neue Kraft tanken. Wird der Stress zum Dauerstress und bleibt der Körper in diesem energieraubenden Spannungszustand, dann wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus.
Welche Formen von Stress gibt es ?
Grundsätzlich werden zwei Formen von Stress unterschieden:
Positiver Stress
Wenn gewisse Situationen uns euphorisch machen, sprechen wir von positivem Stress. Das ist in der Regel der Fall, wenn wir eine Aufgabe mit Freude angehen. Gute Dienste leistet er beispielsweise bei kreativen Tätigkeiten, beim Achterbahnfahren, Sport machen oder auch beim Verlieben.
Positiver Stress ist gekennzeichnet von z.B. :
Steigerung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit
Fokus auf eine Tätigkeit
Ausblenden unwichtiger Details
Herausforderungen werden mit Leichtigkeit gemeistert.
Negativer Stress
Wenn der Körper sich von zu viel Stress überlastet fühlt, zeigt er es meist durch ein oder auch mehrere Warnsignale, die von Mensch zu Mensch verschieden sein können.
Dazu gehören beispielsweise:
Kopfschmerzen
Nacken- und Rückenverspannungen
Durchfall, Verstopfung oder Übelkeit
Atemnot
Hautprobleme
Schlafprobleme
Gewichtszunahme oder -abnahme
Reizbarkeit
Antriebslosigkeit
Konzentrationsprobleme
Wie häufig tritt Stress bei Kindern und Jugendlichen auf?
Fast jedes 2. Schulkind fühlt sich oft oder sehr gestresst, wie eine Studie der DAK Gesundheit ergab. Das heißt, die Hälfte aller Schulkinder ist von Symptomen, wie z.B. Erschöpfung, betroffen.
Welche Stressquellen gibt es?
Schule: Kinder wollen den Leistungsanforderungen von Eltern und Lehrkräften gerecht werden und in der Schule erfolgreich sein. Aus diesem Erwartungsdruck kann sich ein Gefühl von Überforderung und Stress entwickeln. Es beginnt ein Teufelskreis: Stress führt zu Konzentrationsschwächen und Blackouts bei Prüfungen, was wiederum schlechte Noten und größeren Stress nach sich zieht.
Freizeit: Statt nach Schulschluss sich zu erholen, setzt sich die Hetze auch in der Freizeit fort. Montags Klavierunterricht, dienstags Turnen, mittwochs Ballett, donnerstags Medien AG, freitags Mathe-Nachhilfe; dazu noch Hausaufgaben und Lernen für Klassenarbeiten. Manche Kinder haben einen Terminkalender, der sich mit dem eines Managers messen kann. Wenn die Freizeit vollständig verplant ist, bleibt keine Zeit für Freiräume und Ruhephasen.
Familie und Freundschaften: Einschneidende Lebensereignisse wie Trennung, Scheidung, aber auch finanzielle Sorgen, Konflikte oder Erkrankungen wirken sich belastend auf Kinder und Jugendliche aus. Streit in der Clique oder Mobbing erhöhen den seelischen Druck für Kinder und Jugendliche.
Digitaler Stress: Viele Kinder und Jugendliche sind mit ihrem Smartphone verwachsen, reagieren auf jede Vibration, jeden Ton oder jede Nachricht. Das Gehirn kann diese Reizüberflutung und Informationsschwemme kaum verarbeiten und kommt nicht mehr zur Ruhe. Negative Kommentare, sozialer Druck durch Ausschluss vom Gruppen-Chat oder Cyber-Mobbing verstärken die psychische Belastung.
Was sind die Folgen von Stress?
Hierbei sind der Adrenalinspiegel und Blutdruck über einen längeren Zeitraum auf erhöhtem Niveau und die bereitgestellte Energie kann nicht hinreichend abgebaut werden. Die gerade noch gesteigerte Leistungsfähigkeit nimmt rapide ab. Findest der Körper auf Dauer kein Ventil, um den Druck abzulassen und zu entspannen, kann das zu Panikattacken oder zu depressiven Verstimmungen führen.
Stressbewältigung – was können Eltern tun?
Entspannungsmethoden lernen und durchführen
Sowohl für Kinder als auch Eltern können Entspannungsübungen sowohl bei anhaltenden Stress als auch zur Vorsorge sehr hilfreich sein. In unserem Veranstaltungskalender finden Sie passende Angebote.
Vorbild für die Kinder sein
Kinder orientieren sich an ihren Eltern. Wenn Eltern ständig mit hängender Zunge von Termin zu Termin hetzen oder dauerhaft unter Druck stehen, lässt sich auch ein Kind davon anstecken. Denn so zeigen Sie Ihrem Kind, wie es dadurch Anforderungen besser bewältigen kann.
Leistungsstress vorbeugen
Loben Sie Ihr Kind, wenn es eine für seine Verhältnisse gute Leistung geschafft hat, auch wenn die Note nicht so gut ausfällt. Damit senken Sie die Stressquelle Leistungsdruck.
Freizeitspaß statt Freizeitstress
Freizeit ist zur Entspannung und als Ausgleich zum stressigen Schultag gedacht. Das funktioniert nur, wenn die Freizeitbeschäftigungen auch tatsächlich dem Kind Spaß machen und nicht zu einer zusätzlichen Quelle für Stress und Termindruck werden. Kinder brauchen mindestens zwei Nachmittage, an denen sie keine Verpflichtung haben und nach Lust und Laune sich zurückziehen, spielen oder sich spontan verabreden. Lassen Sie Ihre Kinder bei der Planung von Terminen oder Urlaub mitentscheiden.
Zeit für einander nehmen - Ruheinseln im Alltag ermöglichen
Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und schaffen Sie neben Ihren alltäglichen Verpflichtungen Freiraum für sich und Ihren Nachwuchs. Ein stabiler Tagesrhythmus mit festen Essens- und Schlafenszeiten gibt Kindern Struktur und Sicherheit. Rituale wie gemeinsam auf der Couch liegen und erzählen oder Gute-Nacht-Geschichten vor dem Schlafengehen sind wie Ruheinseln im Alltag und lassen ein Kind und auch Sie abends zur Ruhe kommen.
Selbstbewusstsein stärken
Gerade Stress zuhause oder Streit mit Freundinnen oder Freunden belasten und verunsichern Kinder enorm. Kinder, die über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügen und sich auf ihre Stärken besinnen, können leichter mit solchen Problemen umgehen. Wie Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes stärken, erfahren Sie in dem Artikel Resilienz - Kinder stark machen. Belastet die Situation die Familien zu sehr, helfen Beratungsstellen weiter.
Digital-Diät für die ganze Familie
Machen Sie gemeinsam eine Smartphone-Entziehungskur oder Digital-Diät, bei der alle Familienmitglieder für eine gewisse Zeit auf digitale Medien und Internet verzichten. Das fällt nicht ganz so schwer, wenn Sie etwas Schönes zusammen unternehmen. Ein kleiner Schritt zum digitalen Entzug sind schon handyfreie Zonen wie das Schlafzimmer oder handyfreie Zeiten wie beim Essen.
Zum Thema Stress bei Kindern finden Sie zahlreiche Artikel im Internet, unter anderem auf den Seiten der Krankenkassen.
Eine Auswahl zeigen diese Links:
https://www.baer.bayern.de/kinderbetreuung-schule/schule/schulprobleme/schulstress/ (speziell zum Thema Schulstress)
https://www.vigo.de/rubriken/familie-und-kinder/baby-und-kind/lesen/kinder-stress.html